Standesbeamtin Dagmar Berger verabschiedet

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Standesbeamtin Dagmar Berger sitzt an einem Holztisch im Sitzungssaal des Rathauses. Auf dem Tisch steht ein Schutzfenster aus Plexiglas.

Standesbeamtin Dagmar Berger tritt nach 20 Jahren Dienst im Standesamt der Hansestadt Wipperfürth in Kürze die passive Phase ihrer Altersteilzeit an. Am 20.01.2021 war ihr letzter Arbeitstag im Wipperfürther Rathaus, ein Anlass, um auf abwechslungsreiche Berufsjahre zurückzublicken.

Mit dem Standesamt verbinden wohl die meisten Menschen in erster Linie die standesamtliche Trauung oder die Beurkundung von Geburten. Zum Beruf eines Standesbeamten/einer Standesbeamtin gehört noch viel mehr, denn Standesbeamte begleiten die verschiedenen Lebensstationen der Menschen von der Geburt bis zum Tod.

Dagmar Berger, Standesbeamtin der Hansestadt Wipperfürth, blickt in diesen Tagen kurz vor Eintritt in die passive Phase ihrer Altersteilzeit auf 20 Dienstjahre im Bereich des Standesamtes zurück: „Der Beruf der Standesbeamten ist sehr vielseitig. Dazu gehören beispielsweise auch Vaterschaftsanerkennungen und Namenserteilungen. Zum 01. Oktober 2017 wurde die Ehe für alle eingeführt, seitdem können gleichgeschlechtliche Paare die Ehe mit den gleichen Rechten und Pflichten eingehen wie alle anderen Paare auch. Ob Lebenspartnerschaften oder Eheschließungen, ich habe alle gerne begleitet“, stellt Dagmar Berger klar für sich fest.

Neben zahlreichen Namensänderungen war Frau Berger auch für die Beurkundung von Sterbefällen zuständig. In solchen Situationen kann es für die Bediensteten im Standesamt mitunter auch belastend werden, insbesondere wenn der Tod eines Kindes zu beurkunden ist und die Eltern kommen, um die Sterbeurkunde abzuholen.

Was hat sich in den vergangenen Jahren im Standesamt verändert?

„In den letzten 20 Jahren gab es viele Rechtsänderungen, die wir bei unserer täglichen Arbeit im Standesamt zu beachten hatten“, erläutert Dagmar Berger. Zudem wurde immer mehr Technik eingeführt. Als ich anfing, gab es im Standesamt nur ein Faxgerät. Heute wird fast nur noch per E-Mail kommuniziert. Früher wurden die Personenstandsbücher noch alle mit der Schreibmaschine geschrieben, seit 2009 werden alle Register digital geführt. In naher Zukunft wird es nur noch die E-Akte geben“, schildert Dagmar Berger.

Bevor es in Wipperfürth ein Stadtarchiv gab, half das Standesamt auch bei der Ahnenforschung. Manche Anfragen kamen sogar aus dem Ausland. Dagmar Berger sorgte mit verschiedenen Ideen auch selbst für Neuerungen im Standesamt. So erstellte sie eine Hochzeitsbroschüre, die Brautpaaren als Hilfe bei ihren Vorbereitungen für den schönsten Tag im Leben dienen soll. Die Broschüre wird derzeit aktualisiert und neben der Printversion auch als Download auf der städtischen Homepage zur Verfügung gestellt. Um Brautpaaren die Entscheidung bei der Auswahl ihres Stammbuchs zu erleichtern, werden die verfügbaren Familienstammbücher auf Initiative von Frau Berger inzwischen übersichtlich in einer Vitrine vor dem Büro des Standesamtes ausgesellt.

Aber auch die standesamtlichen Trauungen selbst haben sich aus Sicht der Standesbeamtin sehr geändert. Es gebe wesentlich mehr Ambiente-Trauungen, so Dagmar Berger. Waren früher nur die engsten Familienmitglieder bei der Trauung dabei, so sind es heutzutage deutlich mehr Gäste, denn unter normalen Umständen kommen auch Verwandte und Freunde mit zur Trauung. So finden durchaus auch standesamtliche Eheschließungen mit rund 70 Personen statt.

Was hat sich zuletzt speziell durch Corona geändert?

Normalerweise finden die Trauungen im Rathaus statt, entweder im Sitzungssaal oder im kleinen Trauzimmer, je nachdem wie viele Gäste kommen. Seit einigen Jahren werden auch Trauungen in der Weinbar des Restaurants „Haus am Markt“ und im Sommer im roten Schienenbus neben dem Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse angeboten. Wegen der Corona-Pandemie finden aktuell jedoch nur noch Trauungen im Sitzungssaal des Rathauses statt. Zu Beginn der Pandemie wurde die Zahl der Gäste auf 20 Personen reduziert. Seit Ende Oktober 2020 dürfen nur noch zehn Gäste dabei sein. „Ich hoffe, dass so bald wie möglich wieder normale Eheschließungen stattfinden können, ohne Masken und ohne auf Abstand achten zu müssen“, wünscht die scheidende Standesbeamtin für alle zukünftigen Brautpaare.  

Welche Highlights der vergangenen 20 Jahre bleiben in besonderer Erinnerung?

„Die schönsten Momente bzw. das „Highlight“ in meinem Berufsleben als Standesbeamtin waren für mich immer die Trauungen. Für jedes Paar habe ich eine individuelle Rede vorbereitet und versucht auf spezielle Wünsche der Paare einzugehen. Eine meiner schönsten Trauungen fand im Schienenbus statt. Es war ein schöner Sommertag und die Gäste wurden von Herrn Fink vom Filmclub Neye in der Kleidung eines Schaffners begrüßt und durften den Waggon nur mit einer Fahrkarte betreten. Nachdem das Brautpaar sich das „Ja“-Wort gegeben hat, habe ich das Signalhorn ertönen lassen“, erinnert sich Dagmar Berger.

Es gab auch ganz außergewöhnliche Trauungen. „Beispielsweise kann ich mich an eine Trauung erinnern, bei der fast nur Schornsteinfeger in Montur anwesend waren oder auch eine Trauung mit vielen Motorradfahrern. Bei einer mittelalterlichen Trauung habe ich das Paar in Schäfermontur verheiratet und bei einer Trauung mit thailändischer Braut bin ich selbst im Sari erschienen. Italienische Trauungen sind oft sehr temperamentvoll, dabei geht es auch schon mal etwas lauter zu. Bei türkischen Trauungen ist es üblich, dass alle Gäste ein kleines Geschenk bekommen, meist Süßigkeiten, die kunstvoll verpackt sind. Tradition ist es bei türkischen Hochzeiten, dass derjenige, der dem anderen zuerst auf den Fuß tritt, das Sagen in der Ehe hat“, berichtet Dagmar Berger aus ihrem Schatz an unterschiedlichsten Erfahrungen.

Im Vorfeld der Trauung, bei der Anmeldung der Eheschließung, gibt es hin und wieder Unstimmigkeiten zwischen den Brautleuten hinsichtlich des zukünftig zu führenden Ehenamens. „Einmal hat sich ein Paar in meinem Büro regelrecht gestritten und da sie zu keiner Einigung kamen, habe ich sie gebeten, nach Hause zu fahren und erst dann wiederzukommen, wenn sie sich einig geworden sind“, erinnert sich die erfahrene Standesbeamtin mit einem Schmunzeln.

„Im Rahmen der gesetzlichen Rahmenbedingungen habe ich immer versucht, den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger bestmöglich gerecht zu werden“, betont Dagmar Berger zum Ende ihrer aktiven Dienstzeit bei der Hansestadt Wipperfürth. In dieser Woche wird sie von Bürgermeisterin Anne Loth offiziell verabschiedet.

 

Dagmar Berger im Januar 2021:

"Selbstverständlich hatte ich bei den ersten Trauungen Lampenfieber, aber nach fast 1.000 Eheschließungen bringt mich so leicht nichts mehr aus der Ruhe.“